Sind wir wirklich Schuld?

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Ende Oktober 2018 habe ich hier ein Video von Moritz Neumeier gepostet:
→ “Wir sind Schuld!”

Darin beschreibt er, dass nicht nur Großkonzerne an der zunehmenden Vermüllung und Umweltbelastung Schuld sind, sondern dass wir als Konsumenten Einfluss darauf haben, was wir kaufen, und somit auch darauf, was Unternehmen produzieren. Nach dem Motto: Die Nachfrage bestimmt das Angebot.

Dem Stimme ich weitestgehend zu.
Wir haben als Verbraucher wirklich einen gewissen Einfluss und können durch unser Konsumverhalten bis zu einem bestimmten Maße positive Veränderungen bewirken.

Allerdings ist die Situation wesentlich komplexer und es gibt meiner Meinung nach drei grundlegende Hindernisse, die der ersehnten positiven Veränderung massiv im Wege stehen:

  • Menschen sind tendenziell träge.
  • Großkonzerne sind tendenziell profitorientiert.
  • Die Politik richtet sich tendenziell nach den Interessen der Wirtschaft (Großkonzerne).

Selbst wenn der träge Durchschnittsmensch sich irgendwann dazu durchgerungen hat zu einem Ökostromanbieter zu wechseln, Plastik im Supermarkt zu vermeiden, mehr den öffentlichen Nahverkehr statt das eigene Auto zu nutzen, weniger Fleisch zu essen und so weiter und so fort… Selbst dann können wir noch nicht davon ausgehen, dass die positiven Veränderungen, die wir uns durch die Verhaltensumstellung erhoffen, ausreichen werden, um den Klimawandel und die Vermüllung der Umwelt aufzuhalten.
Außerdem dauert es viel zu lange Menschen von dem positiven Effekt zu überzeugen und “umzugewöhnen”.

Und mal ganz ehrlich:
Welcher normale Mensch mit einem 30- bis 40-Stunden-Job und/oder fulltime Familie bei durchschnittlich suboptimalen finanziellen Verhältnissen und steigendem Stress-Level hat Bock sich in der spärlich gesäten Freizeit Gedanken über nachhaltigere Alternativen zu den bisher gekauften konventionellen Produkten zu machen?
Denn dabei gibt es wirklich verdammt viele Dinge zu bedenken:
Ist es sinnvoller FairTrade- oder Bio-Produkte zu kaufen, wenn man vor die Wahl gestellt wird? Ist der FairTrade-Bio-Schokoaufstrich auch noch nachhaltig, wenn Palmöl drin ist? Darf ich die regionale Bio-Salami in der Plastikverpackung kaufen? Ist die Ökobilanz einer Papiertüte wirklich besser als die einer Plastiktüte? Ist das Elektro-Auto tatsächlich eine gute Alternative, wenn die Herstellung und Entsorgung eines Lithium-Ionen-Akkus so problematisch ist?

So könnte das mit den Fragen ewig weitergehen.
Und so muss sich jeder einzelne Konsument mühsam über das Für und Wider eines jeden Produktes informieren, wenn er einen positiven Einfluss ausüben möchte.
Die Politik und die Großkonzerne haben alle Verantwortung an den Verbraucher abgegeben.

Weshalb müssen wir die Müllabfuhr bezahlen, wenn es die Konzerne sind, die Müll im Übermaß herstellen? Wären die Produkte langlebiger/hochwertiger und anders verpackt (z.B. im Pfandbehälter oder unverpackt), dann hätten wir kaum Müll.

Warum müssen wir für umweltfreundlichere E-Autos mehr bezahlen als für dreckige Diesel? (Mit bestem Dank an die Autolobby)
Und warum wird der Nahverkehr immer unbezahlbarer?

Warum ist FairTrade nicht Standard? Wollen wir nicht alle fair für unsere Arbeit bezahlt werden?
Weshalb ist Bio nicht Standard?
Warum werden bekanntermaßen umweltschädliche und menschenunwürdige Produktionsweisen nicht automatisch mit hohen Geld- und Gefängisstrafen belegt?
Warum dürfen sich Unternehmen Wasserquellen aneignen und das dort geschöpfte Wasser überteuert verkaufen?

Unterm Schlussstrich dreht sich alles nur um eins:
Geld

Aus diesem Grund werden die Großkonzerne nicht von selbst auf die Idee kommen nachhaltiger zu handeln: Sie wollen Profit machen. Das ist ihr einziges Ziel. Sie investieren Unsummen in Werbung, die uns gekonnt weis macht, dass wir Dinge haben wollen, die wir gar nicht brauchen. Sie bauen Sollbruchstellen in Geräte ein, so dass diese schneller als nötig kaputt gehen, nur damit wir weiter kaufen und kaufen und ein paar Wenige an der Spitze in Geld schwimmen können.

Eigentlich müsste die Politik einschreiten und die Grundlage für den nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen schaffen. Jedoch stehen wirtschaftliche Interessen oftmals über allem anderen. So ist es beispielsweise populärer auf unendliches Wirtschaftswachstum zu setzen statt der Realität ins Auge zu blicken und den endlichen Planeten zu sehen, der aktuell total heruntergewirtschaftet wird.

Anstatt die Schuld auf den Einzelnen abzuwälzen und dem Verbraucher unentwegt ein schlechtes Gewissen zu machen, sollten die Produzenten mehr in die Verantwortung genommen werden und sich für nicht-nachhaltiges Wirtschaften rechtfertigen müssen.

Doch wie kann man das erreichen?
Meiner Meinung nach reicht es nicht aus, dass der Verbraucher sich umweltfreundlich verhält. Es ist zwar wichtig und ein guter Anfang, aber genauso ist es unbedingt notwendig, dass die Politik gewisse Dinge ändert.

Deshalb müssen wir die Politik stärker darauf aufmerksam machen! Mehr auf die Straße gehen! Öfter auf Missstände hinweisen und nicht so schnell locker lassen!

Und wer ist nun schuld?
Antwort: Wir alle (Politik, Konzerne, Konsumenten, …). 

Wir sollten uns also nicht unnötig an Schuldzuweisungen aufhalten, sondern lieber die Energie darauf verwenden die Welt positiv zu verändern!

“Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist wie sie ist.
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.”

Die Ärzte

ReThink, people!

Metadaten zum Beitrag

Datum der Erstveröffentlichung:
30.12.2018

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